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I’m Not There

Bob Dylan lebt noch und ist Komponist bzw. Texter der vermutlich meistgecoverten Songs der Geschichte der neueren Populärmusik. “I’m not there” (imdb/wiki) beginnt trotzdem mit der Obduktion seiner Leiche. Tatsächlich wird der leibhaftige Dylan mit diesem Film zufrieden sein, sind sämtliche Episoden doch lediglich von seinem Leben oder seinen Songs inspiriert. Sie gehen ihm nicht zu sehr auf Tuchfühlung, auch bewirkt durch Besetzung der Rollen mit Personen wie Cate Blanchett (die aber eine ganz hervorragende Arbeit abgelegt hat) oder durch einen schwarzen Jungen, die Distanz erzeugen, nicht zuletzt dadurch, dass alle Figuren andere Namen tragen.

Die ineinander verschachtelten Episoden kann man somit auch als Nicht-Kenner von Dylans Musik als eigenständigen Film betrachten. Regisseur Todd Haynes legt vielmehr das Gewicht auf das Leben eines Künstlers im allgemeinen und die Diskrepanz zu dem, was Medien und Fans in sein Werk hineininterpretieren und infolgedessen von ihm fordern.

Heath Ledger (Robbie), der in einer Episode in einem Play-in-Play einen Schauspieler gibt, der einen dylanähnlichen Charakter verkörpert hatte, meint in seiner Rolle-in-der-Rolle: “Sie haben alles mit Bedeutung aufgeladen,” (o.ä.) und prangert dabei die Kritiker an, die seinem einfachen Bedürfnis danach, lediglich Geschichten zu erzählen, etwas viel Größeres beimessen.

Der frühere, detaillreich erzählende Sänger (Christian Bale als Jack Rollins) verspürt später den Wunsch nach Veränderung, setzt diesen musikalisch in die Tat um, indem er (ab hier Cate Blanchett als Jude Quinn) Rockelemente hinzufügt, wofür er von Fans und Presse beinahe in der Luft zerrissen wird (“Verrat”, “Die alten Sachen fand ich besser”). Fans sind von Grund auf konservativ, doch der einzelne Mensch ist Veränderungen unterworfen, benötigt sie sogar zur weiteren Existenz.

Die Musik verändert sich trotzdem, Robbie trennt sich schmerzhaft von seiner Frau Claire (Charlotte Gainsbourg), die ihn mit einem Billy the Kid vergleicht, der vor der Kugel ausgewichen ist und nicht mehr wiedererscheint.

Billy the Kid (Richard Gere) aber ist in der surrealen Western-Kleinstadt “Riddle” untergetaucht, wo man Halloween am enthusiastischsten feiert und wahrscheinlich auch das ganze Jahr über. Hier hätte er bis zu seinem Tode Ruhe, wenn Pat Garrett die Stadt nicht für den Bau einer Straße enteignen wollte. Die Einwohner verlassen den Flecken, selbst der Zoowärter ist bereits gegangen, weshalb die exotischen Tiere hier und dort in Erscheinung treten. Er kann wider Erwarten doch nicht untätig bleiben.

Die Veränderung tritt wieder ein, man kann nicht vor ihr davonlaufen.

Schlussendlich ist der topbesetzte (ich habe nicht alle Stars genannt) “I’m not there” absolut sehenswert, selbst für Leute, die nicht unbedingt Fans des vielzitierten Barden sein sollten. Inwiefern die einzelnen Episoden von Dylan-Songs inspiriert sein sollen, blieb mir allerdings verschlossen, da ich sie nicht kannte. Doch dann besitzt der Film ein großes Manko: Die ständig präsente Musik nervt! Und wie!

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