Jetzt habe ich bereits mehrfach Fotos von nigelnagelneuen Gebäuden kurz nach oder bei der Eröffnung geschossen und muss mich bei dem Ergebnis auf dem Rechner jedes Mal erneut darüber wundern, wie künstlich diese Bilder doch wirken. Als wären sie dem Reißbrett des Architekten entsprungen: “Seht her, so soll es einmal aussehen”.
Ganz extrem ist mir das bei der Begutachtung mehrerer Fotos von der Eröffnung des Ersatzneubaus der Bielefelder Uni (August 2014) aufgefallen. Als Beispiel:
Und heute wieder, als der hiesige Hauspflegeverein* ein neues Quartier für Betreutes Wohnen eröffnete:
Hätte sich die Wolkendecke – wie auf dem Beispiel darüber – während des Fotografierens ähnlich durchlässig verhalten und hätte stellenweise blauen Himmel durchgelassen, müsste man nur noch einen Wolken-Zeitraffer einfügen und wir befänden uns in einer arte-Doku über Mies van der Rohes späte Einflüsse. Weniger ist mehr**. Das wäre der Thrilling-Point, mit dem Christian Brückner, Robert de Niros Synchronstimme, herüber geschwengt hätte zu: “Blicken wir jetzt zu einem alten Pavillon nach Barcelona“.
Ich schweife ab (und hatte sechs Konjunktive im vorigen Absatz).
Zum Ausdruck bringen wollte ich nur: Die Bilder von den Gebäuden sind keine Gemälde oder Skizzen. Noch völlig unbelebt sehen sie tatsächlich so aus. Als Architekt würde mir einfallen, einen direkten Abgleich des Ergebnisses zum ursprünglichen Vorhaben dokumentieren zu lassen. Bei dem (post-)modernen, anthrazit gehaltenen und voll angesagten Gesamteindruck kann ja nicht viel schief gehen.
*Disclaimer: Mein Haupt-Geldgeber seit Oktober 2014
** Rattan-Möbel werden in der aktuellen, eigentlich gar keiner Architektur als zeitgemäß angesehen. Ist zwar wurbelig verschroben und aus Holz, aber ungemein bequem (für draußen).
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In dem betreuten Wohnen-Haus
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