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Hand im Vertriebe

Pynchon-simpsonsGelegentlich frag ich mich, wie das gehen soll, einen anonymen Künstler für den Kunstbetrieb zu identifizieren. Ich mein, stellen Sie sich mal vor: Jahrelang werden Stencils von Banksy hoch gehyped. Bei einigen Erscheinungen auf Londoner Wänden sind sich nicht einmal Experten sicher, ob sie von ihm stammen.

Die Werke werden dann bei Sotheby’s etc. feil geboten und ein russicher Gasmagnat o.ä. erwirbt sie für Pferde und Königreich (interessante Vorstellung eingeschoben darüber, wie man ein Stencil von einer Wand wieder herunter bekommt/kratzt/briefmarkensammlerähnlich andampft).

Wie kann aber Banksy seine Hand dafür ins Feuer legen, dass es sich um seine Werke handelt? Hat er bei einer Schweizer Bank ein Postfach hinterlegt, mit beglaubigter Kopie seines Ausweises und seines Künstlernamens?

Nicht dass wir uns falsch verstehen. Mir geht es hier gar nicht mal um die Wahrnehmung von Urheberrechten, sondern um die Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Und wenn ich an das Team der Simpsons denke, scheinen die dort ganz hervorragend in punkto Recherche zu sein. Nicht nur bei Banksy, mir fiel da auch grad Thomas Pynchon ein (btw.: Wie holt sich Pynchon überhaupt seine Tantiemen ab?).

Am Ende wird sich wahrscheinlich höchst desillusionierend zeigen, dass es sich bei der vermeintlichen Anonymität um eine bloße Vermarktungsstrategie handelt. Ich ahne es. Einmal die Hand in Richtung Vertrieb gestreckt = Fehler begangen.

P.S.: Immerhin weiß ich jetzt Pynchon aufgrund eines Literatur-Geschenks zu schätzen. Dazu vielleicht später mehr.

Bleicher als der König

Am Social Media-Lesen von “Unendlicher Spaß” hatte ich mich nicht beteiligt. Auch nicht aktuell bei der Lektüre von “Der bleiche König”. Dennoch muss ich zugeben, dass ich ein waschechter Fan von David Foster Wallace geworden bin. Und ob Sie es glauben oder nicht: Ich hab jetzt alles durchgelesen, was er geschrieben hat und was auf deutsch zu haben ist (zwei Umstände, die naturgemäß nicht unbedingt miteinander korrelieren, OK*).

Es gab Momente beim Lesen von Wallace, bei denen ich sofort – also ad hoc, ab initio – mittelschwer depressiv wurde (F32.1 nach ICD-10). Dazu zählt die kurze, zehnseitige Geschichte “Zum Glück verstand sich der Vertriebsrepräsentant auf HLW” (NICHT LESEN! (Also doch)) aus dem hierzulande zu habenden Band “Alles ist grün”. Eine solche, spontane emotionale Reaktion dürfte bei überhaupt irgendeiner Lektüre schwer vorher zu sehen sein. Es war der pure Wahnsinn: Ich hab mich sofort hingelegt. Perfide ist allerdings der Umstand, dass man es trotzdem liest. Und das liegt ein bisschen daran, dass Wallace so schreiend komisch ist.

Oder sagen wir mal anstelle von “schreiend komisch”: Wirklich nichts, aber auch gar nichts Ernst nimmt. Im Prinzip geht es nämlich in seinem Gesamtwerk um’s menschliche “Rumkommen”. Um das Leben um des Lebens Willen. Wenn das ganze Brimborium wie in “Unendlicher Spaß” auf eine Art allumfassender Unterhaltungsindustrie zu läuft, stellt sich das Dasein selbstverständlich bald als ein ziemlich heiß aufgeblasener Luftballon heraus**. Da nimmt es nicht Wunder, wenn der Vorgänger – “Der Besen im System” – sich als die reinste Konsumkritik entpuppt und die darin gezeichneten Figuren reihenweise zum Psychiater*** rennen.

Nach dem Lesen von “Der bleiche König” ist man dann auch beinahe wieder so weit. Denn hier wird das Steuersystem und die Finanzierung des Staats ad absurdum geführt wird. Das ist nicht so einfach auf die leichte Schulter zu nehmen, schließlich geht es dabei um die Aufrechterhaltung der Gesellschaft. Und was macht Wallace? Schleicht sich in die Behörden ein und stellt fest, dass sie ausschließlich von Neurotikern und Personen mit wahnsinnig verzerrten Angststörungen geführt werden. Ist vielleicht nicht überraschend, aber er bereitet jede Pointe mindestens zehn Seiten lang vor.

Leute mit ähnlich gelagerter Disposition verstehen recht schnell, woran Wallace resignierte. Nämlich daran, dass jede noch so intensive Einflussnahme am Lauf der Welt nichts ändert. Das Stoffwechselgehoppse bleibt wie gehabt und am Kometencrash des nächsten Dinosaurier-Endes kann auch niemand drehen. Wir können die Zeit nur füllen.

Der Unterschied ist bloß der, dass wir(!) beinahe mitlesen können, wie Foster Wallace allmählich verzweifelte. Und dann irgendwann dachte: “Jetzt geht es ohne”, und seine MAOI eigenständig absetzte. Die Folge war, dass sein bester Freund Jonathan Franzen Teile seiner Asche in den Wind des Südatlantiks verstreute (nachzulesen in “Weiter Weg”).

Wir leben weiter.

*Ich fang schon genau so an wie Wallace zu schreiben, mit seinen unglaublich vielen Klammern und Fußnoten. Entsetzlich. Aber stellen Sie sich als LeserIn mal vor, der Autor würde so etwas nicht mitliefern. Empfänden Sie das nicht vielleicht nicht auch als realitätsfern, “weltfremd” oder in irgendeiner Form total distanziert?
**Apropos Unterhaltungsindustrie: Ein nicht ganz unwesentlicher Teil von “Unendlicher Spaß” dreht sich um einen Film, der seine Zuschauer quasi paralysiert und suchtfördernd ist, demnach von gewissen, sich gegen arbeitenden Organisationen zum Einen als gefährlich, zum Anderen als begehrenswert eingestuft wird. Und an der Stelle meine ich, dass David Foster Wallace mit seinem literarischen Werk genau das gelungen ist, was er dort prophezeit: Er versetzt seine Lesegemeinde in ein gedankliches Koma. Ich meine das nicht witzig. Gucken Sie mal, wie viel Zeit seit meinem letzten Blogeintrag hier in’s Land gegangen ist.
***die übrigens ebenfalls ganz, ganz derbe einen an der Klatsche haben.

It’s not going to stop

Der Gedanke, wie sich Philip Seymour Hoffman im Film “Magnolia” als Pfleger “Phil” die Tränen von den Augen wischen muss, um “Earl” die letzten Tropfen zu verabreichen.

NASA-Nahrungszubereitung am Boden

 Als Nahestehender der nachbarschaftlichen Gastronomie bleibt so manche Erfahrung nicht aus. Und dann bekommt man mitunter auch mit, wie nachrückende Leute in Führungspositionen den ganzen IHK- und Gesundheitsvorschriften-Summs über sich ergehen lassen müssen.

Was mir bei der zufälligen und interessierten Durchsicht einer einschlägigen Broschüre völlig neu (und bemerkenswert genug für eine Notiz) war, ist das offenbar seit langer Zeit vorgeschriebene Konzept namens HACCP, ausgeschrieben: Hazard Analysis and Critical Control Points.

Im Prinzip geht es dabei um die Frage, an welchen Stellen eines Gastro-Betriebs gesundheitsschädliche Dinge auszumachen und wie diese zu vermeiden sind (Kakerlaken, Schimmel, das ganze Zeugs etc.). Prima Plan, dachte sich die EU – bzw. seinerzeit noch EG und schrieb eine solches Konzept für alle Lokale europaweit vor.

Verständlich, wer will schon so etwas oder noch ganz andere undenkbare Sachen auf der Pizza kredenzt bekommen.

Doch wer hat’s Konzept erfunden oder HACCP erdacht? Die NASA.

Ishityounot. Astronauten haben es mit Nahrungsauf- und abnahme naturgemäß schwer im luftleeren Raum. Da muss jeder Punkt hygienisch einwandfrei sein, denn: Der nächste Arzt ist fern.

Und genau das ist der Gedanke hinter dem HACCP-Prinzip: So reinlich, so null-Toleranzlich zu sein, dass es im Weltraum glatt liefe. Wahnsinn.

 

Geschenke hinterfragen

Furby durften mit Beschluss von 1999 aufgrund von Sicherheitsbedenken der National Security Agency nicht in deren Gebäuden benutzt werden; die NSA befürchtete eine illegale Überwachung und Aufzeichnung von sicherheitsrelevanten Informationen.

Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Furby#Sicherheitsbedenken

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